Zitat Schiller in roten Lettern: Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
Friedrich Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795), 15. Brief
Sprache

“Die Rede, der Vers, sind der Musik, dem Gesang vergleichbar. Wenn die Laute allesamt zu singen anfangen, dann erklingt Musik in der Rede, dann gibt es das Material, an dem man arbeiten kann.”
Konstantin S. Stanislawski in “Mein Leben in der Kunst - Schauspieler müssen sprechen können”

“Wenn wir den Inhalt der gehörten Worte einmal beiseite lassen, werden wir empfänglich für ihr Klingen und damit auch für die Gebärde in diesem Klingen. Das Künstlerische in der Sprache ist nicht von der Bedeutung her, sondern durch ihre Laut-Gebärde bestimmt.”
Michael Tschechow in “Leben und Begegnungen”

Körpersprache, Gebärde und das gesprochene Wort bilden eine Einheit. Das gesprochene Wort vermittelt niemals nur Sinngehalt, sondern immer auch Gefühl und Willensmotiv. In unserem alltäglichen Sprechen ist uns die Wahrnehmung für emotionale und somatische “Subtexte” verloren gegangen, - wirksam sind sie aber trotzdem.
Im künstlerischen Sprachraum öffnet sich diese Welt der Klangbotschaften und es gibt viel zu erkunden: wie klingt meine Stimme eigentlich? ist sie mit meinem Atem im Einklang? kann ich musikalisch variieren - laut und leise, hoch und tief, schnell und langsam? welche Klänge sind mir vertraut, welche fremd? kann meine Stimme mir folgen, wenn ich in einen anderen Charakter schlüpfe, kann auch sie sich “neu verkörpern”?

 
An jedem Wochenende nehmen wir uns also Zeit für Sprache.
Unsere wichtigsten Lehrmeister dabei sind unser Körper und die Laute selbst.
Nachahmend haben wir sprechen gelernt und den gegebenen Schatz der Sprache, die Laute: Vokale und Konsonanten als Ausdruck der Innen - und Außenwelt menschlicher Wahrnehmung, entdecken wir neu.
Im Anverwandeln, Im Hineinschlüpfen in ihre jeweils ganz verschiedene Dynamik und Gebärde, üben wir zunächst das Hören: ebenso, wie der Musiker ja nur am Klang der gespielten Töne die Handhabung des Instrumentes lernt, lauschend im Nachklang, ob “es stimmt”. 
Artikulation der Konsonanten übt unser Instrument, vertieft und belebt den Atem. Die Vokalklänge durch wehen uns und öffnen innere und äußere Klangräume.
In der Begegnung mit künstlerischer Dichtung wird die Wahrnehmung und Gestaltung dieser plastisch-musikalischen Qualitäten der Sprache weiter vertieft. 

“Dichtung ist Göttersprache, denn sie spricht in der Tat nicht des vergänglichen menschlichen Ich Geheimnisse aus, sondern sie spricht im menschlichen Bewusstsein Weltengeheimnisse auf musikalische, auf plastische Weise aus.
Sie spricht sie aus, indem aus übersinnlichen Welten herein gespielt wird durch das menschliche Herz auf der menschlichen Atmung.”


Rudolf Steiner in “Die Kunst der Rezitation und Deklamation”
M.Tschechows psychologische Geste, als farbiges Bild für die beiden Figuren eines Dialogs nebeneinanderliegend
Lettern: Tschechow-Training
Lettern: Sprache
Sprachtraining: Sitzende lauchen konzentriert auf Konsonanten-Klänge
Schauspiel

„Der Mensch ist nicht bloß ein Zuschauer der Welt, sondern er ist Schauplatz der Welt, auf dem sich die großen kosmischen Ereignisse immer wieder und wieder abspielen.“ Rudolf Steiner 

Schauspiel war ursprünglich - wie alle Künste - ein Kultus, ein rituelles Ereignis, eine Art Gottesdienst.
Geblieben ist die Geistesgegenwart, ein Erhoben-Sein, das sowohl die Akteure, sowohl die spielerisch handelnden Menschen auf der Bühne, als auch die schauend mitempfindenden Menschen, enthusiasmiert - begeistert, vergöttlicht.

Theater ist ein magischer Ort und die Schauspiel Methode von Michael Tschechow ist ein zeitgemäßer Schulungsweg, sich den Phänomenen dieses magischen Ortes zu nähern: durch Achtsamkeit, Selbstlosigkeit und herzhaften Humor. Die Autobiographie Tschechows ist durchtränkt vor allem von letzterem und immer wieder heisst es in seinen Lektionen: „mit Leichtigkeit“.
Mit Humor ist nicht Klamauk gemeint und mit Leichtigkeit nicht Teilnahmslosigkeit. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Nur durch Leichtigkeit und Durchlässigkeit kann der Mensch  sich spielend allem anverwandeln, TEIL NEHMEN an den Dingen, sie als Botschaft vernehmen. Von diesem Vernehmen kommt auch das Wort „Vernunft“. Mit der Leichtigkeit kommt also auch der Mut, sich den Dingen anzuvertrauen, sich zu verbinden mit der Welt. Humor verhilft zunächst wieder zu mehr Abstand von den Dingen und sich selbst, damit aber auch zu bedingungsloser Offenheit, sich auf zunächst scheinbar „Unverdauliches“ einzulassen, zu bejahen.
Gerade Widerstände und Nullmomente sind es ja, an denen wir Fähigkeiten gewinnen und andere Sichtweisen des Lebens. Wir gelangen zu neuen „Schauungen“, die wir - auf welcher Bühne auch immer - neu bespielen können. 

Die geniale Kurzformel der künstlerischen Methode Michael Tschechows „Konzentration - Imagination - Intuition“ chiffriert einen Schulungsweg der Ausbildung geistiger Organe, die jedem Menschen zur Verfügung stehen und darauf warten entdeckt und fruchtbar tätig zu werden. Durch die Chance und Herausforderung virtueller Realität, die mehr und mehr unseren Alltag bestimmt, wird die Frage nach Wirklichkeitsschöpfung existenziell. Wird das Maß unserer Kultur weiterhin ausschließlich formalisiertes Wissen sein, binär beschränkt auf Regelgebrauch und  Berechenbarkeit?
Oder finden wir zu neuen Quellen der Inspiration, die unser somatisches Wissen, unsere Intuition miteinbeziehen, so dass wir fühlwissende, imaginativ Schauende werden?
Dieses Wissen ist ein mit der Welt verbindendes, Liebekräfte erzeugendes.

In diesem Sinne klingt das berühmte Zitat Max Reinhardts über Michael Tschechow noch geheimnisvoller:

“Ein Stern in unmittelbarer Nähe des Herzens.“
Tschechow-Training: Körperarbeit, Beine und Füsse als Ausgangsort
Lettern: Bewegung
Lettern: Spiel
Tschechow-Training: Dialogarbeit Mann und Frau in freudiger Aufwallung, sich an beiden Händen haltend